1985 - 120jähriges Bestehen der Gilzemer Sängerschaft glanzvoll gefeiert
120jähriges Bestehen der Gilzemer Sängerschaft glanzvoll gefeiert - Vom Festabend

Mit dem "Sängerspruch" von Rudolf Desch, dem "Ungarischen Tanz Nr. 6" von Brahms und Melodien aus „My Fair Lady“ eröffnete der Gesangverein Eintracht 1865 Gilzem unter Leitung von Dirigent Ernst Lennarts das Festprogramm.
Der Vorsitzende Peter Grüber gab seiner Freude über den regen Besuch im riesigen Festzelt Ausdruck und erwähnte in seinem Grußwort als Gäste auch Pastor Wilhelm Wirz, Kreischorleiter Peter Ernzerhof, den ehemaligen Vorsitzenden Karl Dichter, der wegen Erkrankung nicht aktiv mitsingen kann und dem er für seine vorbildliche Arbeit dankte. Grüber dankte allen, die den Gesangverein in all den Jahren mitgeprägt und zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft gemacht haben. Wenn der Verein auch \ ständig bemüht sei, die Jugend zu integrieren, so freue es ihn dennoch, den ältesten Gilzemer Bürger, den 94jährigen Christof Harz, unter den Gästen zu begrüßen.

Bröhl ging in der Festansprache auf die Bedeutung des Liedgutes ein, das zu erhalten gemeinsame Verpflichtung sein müsse. Um den Vereinen Nachwuchs und damit Bestand zu sichern, sei nicht nur die Pflege der alten Volkslieder wesentlich, sondern auch das Aufgreifen neuer Liedarten, neuer Rhythmen und zeitgemäßer Texte. Dazu habe der Gesangverein Gilzem sicher einen ansprechenden Kompromiß gefunden, wie die große Zahl jugendlicher Mitglieder zeige. In Anerkennung dieser Arbeit sprach Bürgermeister Bröhl dem Verein Dank und Anerkennung aus und überreichte dem Vorsitzenden Peter Grüber eine finanzielle Zuwendung.
Eine herrliche Palette schöner Melodien bot der Polizeichor Trier unter der Leitung von Dirigent Günther Wunder, die von der Uraufführung des "Polizeisängermarsches" über "Weihe des Gesangs" und "Mala moja" bis "Aus der Traube in die Tonne" reichte.

Grüße namens der Gemeinde entbot deren Beigeordneter Johann Harz und sprach dem Gesangverein Dank und Anerkennung der Mitbürger aus, die auf ihren Gesangverein stolz• seien.
Im weiteren Verlauf des Programms boten der Gemischte Chor Irrel unter Leitung von Edmund Lichter, der' Pfarrchor Sülm unter Leitung von Alois Lemling und die Chorgemeinschaft Idenheim-Ittel mit Chorleiter Ernzerhof beste Unterhaltung, die reichen Beifall fand.
Mitgestalter des Festabends in Gilzem war auch der gemischte Chor Irrel unter Leitung von Edmund Lichter (links). - Blick ins Festzelt in Gilzem am Jubiläumsabend des Gesangvereins (Mitte). - Ehrungen beim Gesangverein Gilzem anläßlich des 120jährigen Bestehens; in der Mitte Sängerkreisvorsitzender Johann Kockelmann.
(Abschrift/Fotos Trierischer Volksfreund, Montag, 03.06.1985)
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Vorankündigung des Jubiläums im Trierischen Volksfreund am Sa./So. 18./19.05.1985:
Sangesfrohe Männer legten 1865 in Schreinerwerkstatt den Grundstein für den Gesangverein Gilzem
GILZEM. Sein 120jähriges Bestehen feiert der Gesangverein 1865 Gilzem am 31. Mai, 1. und 2. Juni mit einer umfangreichen und abwechslungsreichen Festfolge und vielen Gastvereinen. Das Protektorat hat Bürgermeister Hans-Michael Bröhl (Irrel) übernommen.

Nach dem Tod des Gründers und ersten Dirigenten im Jahre 1912 übernahm Jakob Schmitt den Dirigentenstab. Der Deutsche Sängerbund zeichnete ihn 1934 für seine 50jährige aktive Tätigkeit im Verein mit dem Ehrensängerbrief und der goldenen Ehrennadel aus.
Der Beginn des ersten Weltkrieges unterbrach die Arbeit des erfolgreichen Gesangvereins, die nach dem Krieg sofort wieder erwachte. Es wurde auch eine Theatergruppe innerhalb des Vereins gegründet. Der Erlös aus den Vorstellungen sollte zur Errichtung eines Ehrenmals für die Gefallenen des Krieges aufgewandt werden.
Ein Doppelquartett, das sich vom Verein trennte, rief 1927 zur Gründung eines Gesang- und Musikvereins auf, der den Namen Musikklub "Unter uns" erhielt.
Von den Nationalsozialisten wurde der Zusammenschluß beider Gesangvereine betrieben. Der neue Verein hieß MGV 1865 Gilzem. Die musikalische Leitung übernahm Matthias Schmitt, ein Sohn des damaligen Dirigenten. Nach dem glanzvollen 70jährigen Stiftungsfest wurde eine Vereinsfahne angeschafft, die 1938 eingeweiht wurde.
Mit dem zweiten Weltkrieg wurde die Vereinstätigkeit erneut unterbrochen. 13 aktive Mitglieder mußten ihr Leben lassen oder gelten als vermißt.
Schon 1945 begann ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte, der zeitweise über 50 aktive Mitglieder zählte. Auch die Arbeit der Laienspielschar wurde wieder aufgenommen. Die große Resonanz führte zur Bildung eines gemischten Chores, der dann in Gesangverein Eintracht 1865 Gilzem unbenannt wurde. Für die im Krieg verlorengegangene Vereinsfahne wurde zum 90. Stiftungsfest 1955 die Weihe einer neuen Fahne gefeiert.
Da der Chor von 1957 bis 1960 ohne festen Dirigenten war, beendete Lehrer Prinz die Krise und leitete bis 1964 den Chor mit großem Erfolg. Dann übernahm Lehrer Georg Morbach als Nachfolger die Leitung des Chores.
Das dann bevorstehende 100. Stiftungsfest brachte dem Verein einen starken Aufschwung. Der Verein wurde mit der Zelterplakette, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Sängerbundes, geehrt.
Durch reges Interesse der Frauen und Mächden am Gesang wurde 1968 aus dem Männergesangverein ein gemischter Chor. Dem Dirigenten Georg Morbach gelang es, in hervorragender Weise den gemischten Chor zu einem harmonischen Klangkörper zu formen.
Das 110jährige Stiftungsfest stellte einen erneuten Höhepunkt in der Vereinsgeschichte dar. Die gute Aufwärtsentwicklung wurde am 15. August 1980 jäh unterbrochen als Dirigent Georg Morbach während einer Chorprobe einen tödlichen Herzinfarkt erlitt.
Als neuer Dirigent stellte sich Ernst Lennartz zur Verfügung, der dann auch die Probenarbeit im Hinblick auf das 120jährige Bestehen intensivierte. Auch organisatorisch hat der Gesangverein Eintracht 1865 Gilzem, wie er heute heißt, alle getan, um den Gästen in Gilzem frohe und gesellige Stunden bei bestem Chorgesang zu bieten.
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